RIOOTS against fast fashion

„Steck mal ne Hand in die Bauchtasche.“ Klick! „Kannst du mal den Zopf zur Seite tun, bitte? Sonst sieht man unser Logo nicht.“ Klick! „Zieh als nächstes doch das weiße Shirt an, davon haben wir mehrere.“ Klick! Klick

Wer das Haus von Felix‘ Eltern in einem Wohngebiet in Eichenau, einem Münchner Vorort, betritt, der findet nicht immer beschauliche Wohnzimmerathmosphäse vor. Heute sind die Möbel zur Seite gerückt, Papas Leiter aus dem Keller steht als Kamera-Stativersatz mitten im Raum und die Bilderrahmen wurden für einen neutralen Bildhintergrund von der Wand genommen. Durch den Raum stacksen halbnackte hippe junge Menschen über volle Wäschekörbe und Klamottenstapel und bedienen sich an der Kleiderstange. Sie streifen sich Tanktops, Shirt und Hoodies in allen Farben über und treten nacheinander vor die Leiter – pardon, das Kamerastativ – und lassen sich abknipsen.

Zuerst von vorne und dann die Rückenansicht, denn alle Details sollen später im Online-Shop von der Marke RIOOTS auf den Fotos zu erkennen sein.

RIOOTS, das sind Elle und Felix. Ein junges Paar, das den Mut hat kreativ gegen die Fast Fashion Industrie zu rebellieren. Giftige Chemikalien, Kinderarbeit, miserable Löhne, einstürzende Produktionsgebäude – diese Zustände charakterisieren die Fast Fashion Industrie. Doch haben Elle und Felix durch das Wissen über diese Fakten nicht nur ihr eigenes Konsumverhalten hinterfragt und umgewälzt, sie organisieren einen Aufstand! Gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, gegen das Gift in der Natur, gegen die Gleichgültigkeit und das Wegsehen. Gegen diese mächtige Modeindustrie stellen sich die jungen Unternehmensgründer mit ihrer meinungsstarken Marke RIOOTS. Das zeigt sich zuallererst im Namen: Er leitet sich ab von den englischen Wörtern riot (Aufstand) und roots (Wurzeln).

RIOOTS schafft Neues und verwendet dabei ausschließlich Textilien aus zweiter Hand. Darauf wird per Siebdruck eines der Motive von RIOOTS von Hand aufgetragen. Ausrangierte Stücke bekommen sie aus dem Freundeskreis, Second Hand Stores, Flohmärkte und Kleiderkreisel. Die Textilien werden gewaschen, nach Größe, Art, Farbe und nach Zustand sortiert. Kleine Löcher werden per Hand repariert und was nicht zu retten ist, wird für Probedrucke verwertet. Was bei anderen Marken daraufhin ausgedient hat und als Müll entsorgt wird, hat bei RIOOTS einen zweiten Zweck, denn auf die Stoffreste drucken die Unternehmensgründer ihren Schriftzug und die Größen, die sie später innen und außen im Nacken auf ihre Produkte nähen.

Elle (22), Hotelfachfrau und Int. Development Studies-Studentin.

Felix (22), Physikstudent an der LMU und Fachberater im örtlichen Bioladen

Elle und Felix machen bei RIOOTS alles selbst, vom Praktikanten bis zur Geschäftsführerin. Beide sind Freunde von Nachhaltigkeit, Natur und dem Boardsport und leben sich zu diesen Themen auf ihren Kleidungsstücken kreativ aus. Ihre Motiv sind alle unisex. Neben ihren Schriftzügen, einer in Handschrift-Optik und einer in strenger Typografie, haben sie bisher ein Dreadhead-Profil mit Blume im Mund und ein anatomisch gezeichnetes Herz aus dem Blüten rauswachsen.

Um die per Hand überarbeiteten Unikate für den neuen Online-Shop abzulichten, haben Elle und Felix einige Freunde zu einem Shooting eingeladen. Der Style ihrer Freunde ist bunt gemischt, eher dynamisch und sportlich. So ist auch ihre Zielgruppe. Hauptsächlich kaufen Freunde bei ihnen ein, Bekannte vom Boarden und Umweltaktivisten, die online auf RIOOTS aufmerksam werden.

Gina Merkl gehört ebenfalls zum Freundes- und Kundenkreis.

Online Bestellungen führen bei gängigen Shops oft zu viel Verpackungsmüll. Nicht so bei RIOOTS: Sie verwenden immer gebrauchte Kartons wieder, die sie zum Beispiel von Kleiderspenden oder Bestellungen auf Kleiderkreisel haben. Und beim Versand verzichten sie auf Plastik. „Es kommen zu fast jeder Bestellung allerdings Sticker, auch von anderen Marken aus der Region, aus der Skate- und Snowboardszene oder gegen Kapitalismus oder so dazu, die eventuell Plastik enthalten können.“, sagen sie. „Die Sticker, die wir selbst designen bestehen aber nur aus Papier.“ Um Verpackung, Versandkosten und Ressourcen zu sparen, holen sich einige Kunden die Unikate auch bei Felix oder Elle persönlich ab und können dadurch auch die Kleidung anprobieren.
So entwickelt sich das Shooting im Wohnzimmer von Felix‘ Eltern auch noch zu einem kleinen Basar. Kleidung, die eigentlich für den Shop fotografiert werden soll, gefällt manchen Models auf Anhieb so gut, dass sie sie behalten wollen und anfangen um Mengenrabatt zu feilschen.

Beim Boarden für Elle nicht mehr wegzudenken: Die eigene Bekleidungsmarke zum Warmhalten!

Den Unternehmensgründern ist bewusst, das faire Mode teuer ist und für manche zu teuer. Ihre Preise wollen sie möglichst niedrig halten, was auch mithilfe von Kleider-, Farb- und Stoffspenden möglich ist, vor allem aber einer von vielen positiven Aspekten gebrauchter Kleidung. „Günstige Secondhand Mode statt überteuerter Neuware – so bleibt dann vielleicht auch der ein oder andere Euro für Einkäufe bei Fairtrade Labels, wenn es dann doch einmal etwas Neues sein soll.“, hoffen die beiden. Sie regen mit ihren upcycleten Textilien zum Nachdenken an über die irrsinnigen Mengen bereits vorhandener Kleidung der Fast Fashion Industrie und über die bekannten Bedingugen unter denen sie hergestellt werden. Die Idee von RIOOTS wurzelt hier und der Aufstand von Elle und Felix hat durch Gründung ihrer eigenen Marke begonnen!

Du findest RIOOTS hier:

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Props an meinen Bruder, der im Sommerurlaub dieses Foto von mir mit meinem RIOOTS Pulli gemacht hat! <3

Dieser Beitrag kam zustande, da die beiden auf mich zugekommen sind und gefragt haben, ob ich auf meinem Blog nicht Werbung für ihr Unternehmen machen könnte. Das mache ich sehr gerne, denn die beiden haben was richtig tolles gegründet! Die Werbung ist unbezahlt und auch meinen Pulli habe ich mir beim Shooting im Frühjahr selbst gekauft.

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