Fastfashion: Ein alter Hut, doch zum Wegwerfen zu gut: Gastbeitrag von Rioots

Dieser Artikel über Fast Fashion und das Upcycling von rioots ist ein Beitrag zur #plasticfreejuly Aktion von Auf die Hand, die dieses Jahr von einigen plastikfrei-, Zero Waste-, Garten-, DIY-Blogs, -Instagramerinnen, – Youtubern gemeinsam gestaltet wird. Die Beiträge aller Teilnehmer*innen findest du in dieser Auflistung.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen dieses Beitrags!

Aline – Auf die Hand

Wenn ich Freunden, Bekannten oder ganz Fremden von unserem Projekt erzähle, erfahre ich meist positives Feedback und Fragen nach mehr Details. Deshalb bin ich mir während ich diesen Gastbeitrag für Aline’s Blog schreibe, unsicher, ob die ganzen Infos über Fastfashion nicht eh schon ein alter Hut sind. Beiträge zum Thema gibt es etliche und jeder scheint Bescheid zu wissen. Doch wenn der Hut so alt wäre und jeder wüsste, was Fastfashion eigentlich bedeutet, dann müsste die Welt doch längst anders aussehen. Aber nein, Primark verdreifacht seinen Umsatz in den letzten 10 Jahren und wenn man durch die Innenstadt läuft begegnen einem immer noch Unmengen an ‚glücklichen‘ Menschen, die ihre eben erbeuteten Schnäppchen aus Bekleidungsdiscountern nach Hause tragen. Dabei muss nachhaltig doch nicht unbedingt teuer bedeuten. Und andersherum auch nicht 😉

Foto: Rioots

Fast Fashion – oder Mode zum Wegwerfen – ist wohl einer der verrücktesten Auswüchse der Konsumgesellschaft. Soziale Ausbeutung sowie enorme Umweltbelastung in der Produktion sind die bekannten und großteils gekonnt ausgeblendeten Auswirkungen dieses Überflusses.

„Yet I am sure that there is a greater anxiety, commonly, to have fashionable, or at least clean and unpatched clothes, than to have a sound conscience.“

Thoreau vor 165 Jahren

Seit viel zu langer Zeit schon legen wir mehr Wert auf unser Äußeres und was andere darüber denken als auf den respektvollen und sinnvollen Umgang mit Mensch und Natur. Der durchschnittliche pro Kopf Bedarf an Bekleidung steigt weiter und kann nicht mit Naturfasern allein gedeckt werden. Für manche Verbraucher spricht zudem Optik, Tragekomfort und Preis gegen natürliche und faire Alternativen. 

Gute Neuigkeiten für den modebewussten Schnäppchenjäger und profitorientierte Unternehmen. Es gibt eine billige und vielseitige Alternative: Kunstfasern. So sind zum Beispiel Polyester Fasern in rund 60% aller Kleidungsstücke enthalten. Weniger ressourcenintensiv sind Kunstfasern nicht, da es viel Energie benötigt, um diese aus Erdöl zu gewinnen. Soweit zur Produktion.

Aber Probleme gibt es nicht nur während der Produktion. Faserreste aus Kunstfasertextilien sind für 35% der Mikroplastikbelastung von Gewässern durch primäre Quellen verantwortlich. Weder Waschmaschinen noch Kläranlagen können die kleinen Partikel ganz herausfiltern, was doch herausgefiltert wird landet mit dem Klärschlamm auf Feldern, also im Boden. Eine einzelne Fliesjacke setzt beispielsweise um die 1900 Fasern pro Waschgang frei. Textilien aus recyceltem Plastik, das mag sinnvoll erscheinen, doch der Prozess ist relativ energieintensiv und auch hier gehen beim Waschen noch Fasern verloren.

Vorausgesetzt natürlich, die Kleidung schafft es überhaupt in die Waschmaschine. Denn der und die Deutsche trägt nur etwas mehr als die Hälfte der durchnittlich 95 Kleidungsstücke, die im Schrank hängen regelmäßig. Der Rest wird früher oder später „weg“ getan. Aber weg gibt es halt nicht. Man kennt sie ja, die Altkleiderlüge, die lokale Textilindustrien zusammenbrechen lässt und die Berge von vor sich her rottender Kleidung auf den Müllhalden des Südens.

Aber: Rumjammern hilft nichts, sinnvolle Alternativen müssen her. Eine davon nennt sich Upcycling, also das Neuerfinden alter Kleidung. Ich bin Elle, 23 Jahre aus Fürstenfeldbruck und möchte euch heute unser Projekt vorstellen:

rioots- sustainable streetwear

Foto: Rioots

Zusammen mit Felix, auch 23 und aus Eichenau verbringe ich einen großen Teil meiner Zeit damit, Secondhandkleidung durch einfachste Upcycling-Methoden wieder an die Frau und den Mann zu bringen.

Auf Flohmärkten, Kleiderkreisel und in Secondhandläden finden wir gebrauchte Shirts, Pullis, Mützen und vieles mehr. Streetwear eben. Manchmal bekommen wir auch Kleiderspenden, über die wir uns sehr freuen. Unsere Funde bedrucken wir dann durch Siebdruck mit Motiven, die wir selbst oder unsere Freunde entworfen haben (zugegeben, meistens eher unsere Freunde). Haben die Klamotten kleine Löcher, flicken wir diese oder nähen den Stoff zum Beispiel zu einer Tasche um. Bei Flecken batiken wir oder überdrucken den Fleck.

Foto: Rioots

Nach etwas Einarbeitung in den Umgang mit Siebdruck und der Nähmaschine, sind dies wenig material- und zeitintensive Möglichkeiten, Textilien wieder herzurichten. Wir achten zwar darauf, Kleidung aus Naturfasern zu benutzen. Bei Gebrauchtware ist es aber leider nicht immer möglich, die genaue Zusammensetzung des Stoffes zu erfahren. Außerdem liegt unser Fokus auf der Verwendung vorhandener Rohstoffe, egal ob Natur- oder Kunstfaser.

Unser Ziel ist es, einen Mittelweg zwischen billiger Fastfashion und der etwas teureren Öko-/Fairtrade-Klamotte zu bieten. Nachhaltige Kleidung, die für jeden erschwinglich ist und bei der das Argument „zu teuer“ nicht zählt. Außerdem soll unser Modell zeigen, wie weniger Produktion nicht unbedingt weniger Arbeitsplätze bedeuten muss, sondern nur andere Arbeit.

Foto: Rioots

Mehr Infos und unser Sortiment findet ihr auf www.rioots.de.

Unser Models sind wieder unsere Freunde oder wir selbst. Ist im Shop nichts passendes dabei, gibt es unsere Wünsch-Dir-Was Option. Schreib uns einfach eine Nachricht in der steht, was für ein Teil du dir wünscht. Fast immer können wir die Wünsche auch erfüllen. Mit dieser Option wollen wir vor allem zeigen, dass man fast alles gebraucht finden kann. Manchmal braucht es nur ein bisschen Geduld.

Foto: Rioots

rioots ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern hauptsächlich Freunde, die Shirts bedrucken und damit hoffentlich eine wichtige Message rüberbringen. 

Fastfashion is not our future. 

Sollte irgendwann einmal ein „Gehalt“ für uns rausspringen, wäre das natürlich schön. Im Moment fließen jedoch alle Einnahmen wieder zurück in das Projekt.

Eine universelle Lösung für die vielen verschiedenen Probleme der Textilindustrie gibt es nicht. Um die Entstehung von Mikroplastik zu verhindern, kann man für bereits produzierte Kunstfasertextilien ein Auffangsieb für die Waschmaschine verwenden. Dies dient aber nur als Zwischenlösung und nicht als Entschuldigung, weiter Kleider dieser Art zu produzieren zu lassen. Auch wird an vielen alternativen Fasern geforscht, wie zum Beispiel solchen aus Mangos oder Algen.

Aber warum nicht die einfachste und nachhaltige Alternative wählen und das Beste aus dem machen, was wir schon haben? 

Und wenn wir seltener Geld für kurzlebiges „Plastik Glump“ ausgeben, ist mehr übrig um letztendlich weniger, dafür aber vernünftige Fasern und gerechte Arbeitsbedingungen zu fördern.

Foto: Rioots

Also schaut’s vorbei, wir freuen uns über Feedback ♡

Eure rioots

Felix und Elle 

Quellen:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/251521/umfrage/umsatz-von-primark/

https://www.sueddeutsche.de/stil/kleidung-fuenf-tipps-gegen-den-textil-wahnsinn-1.2757834

https://www.abendblatt.de/vermischtes/lifestyle/article206705987/Deutsche-tragen-viele-Kleidungsstuecke-nur-zwei-Mal.html

https://m.faz.net/aktuell/finanzen/devisen-rohstoffe/100-prozent-baumwolle-qualitaetssiegel-oder-boykottgrund-14125638.html

https://textile-one.de/pages/polyester

Engelhardt A. (2012) Schwarzbuch Baumwolle

WEITERLESEN AUF AUF DIE HAND:

Hier findest du alle Beiträge meiner #plasticfreejuly Aktion 2019.

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