Rasierhobel statt Systemrasierer 

„Hobel“ klingt komisch, heißt aber so. 🙂

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Ein Rasierhobel ist ein aus Metall gefertigter Halter für eine klassische Rasierklinge. Systemrasierer hingegen sind die gängigen Rasierer, deren Köpfe, die meist mehrere Klingen und Schutzgleiter haben, ausgetauscht werden können.
Wer keine Einwegrasierer benutzt, sondern regelmäßig die Systemklingen nachkauft, der wird die hohen Kosten kennen. Das allein ist doch Grund genug über eine günstigere Alternative nachzudenken, oder? Und wer jetzt wieder sagt „Dein plastikfreier Lifestyle ist doch bestimmt voll teuer!“, der kann an dieser Stelle zusammenrechnen, ob sich ein Hobel aus finanziellen Gründen lohnen würde. Der Rasierer kostet neu ab 25 Euro aufwärts. Oft gibt’s die gebraucht für kleine Beträge auf eBay Kleinanzeigen oder auf dem Flohmarkt. Das Zehnerpack Klingen kostet ab 2 Euro.

Abgesehen von den Kosten hat der Rasierhobel weitere großen Vorteile (und für mich keinen einzigen Nachteil):

plastikfrei! Die gängigen Systemrasierer bestehen aus Plastik. Auch wenn manchmal der Griff wiederverwendet wird, fällt beim Austausch der Köpfe Müll an, der nicht getrennt werden kann und im Restmüll landet. Die Alternative, der Rasierhobel, ist vollständig aus Metall, einige gibt es auch mit elegantem Holz- oder Horngriff.

Schärfste Klinge! Zwar hat ein Systemrasierer mehrere Klingen übereinander, doch schafft der Hobel mit nur einer Klinge perfekt glatte Haut. Die old-school Klinge ist um einiges schärfer als die Mehrfachklingen im Plastikkopf. Dass die Gefahr sich mit der Hobel-Klinge zu verletzten höher sein könnte als mit den Mehrfachklingen, kann ich nicht nachvollziehen. Der Rasierhobel erfordert lediglich etwas Übung und Achtsamkeit, da die Klinge keine Schutzgleiter hat. Mit der Routine kommt auch das Gefühl für knifflige Hautstellen, wie Knie, Knöchel, Achseln, Kinn oder Lippen. Barthaare lassen sich angeblich besser rasieren, wenn der Rasierer nicht gegen den Strich geführt wird.

keine verstopften Klingen! Der Kopf des Hobels ist so konstruiert, dass er nicht mit den abgeschnittenen Stoppeln verstopft. Anders die Mehrfachklingen der Systemrasierer, in denen die Haare sich sammeln. Vor allem bei dicken Barthaaren scheinbar ein gängiges Problem.

– Der Rasierhobel ist ein wunderbares Unisex-Produkt. Auch hier kann der Systemrasierer nicht mithalten. Denn wer im Regal die Preise von den blauen Produkten mit denen der pinken – bis auf die Farbe identischen – vergleicht, wird sich über die teureren „Damenprodukte“ wundern. Hat primär jetzt nichts mit plastikfrei oder Zero Waste zu tun. Aber an den Haaren herbeigezoge Unterschiede zwischen Mann und Frau zu machen ist aber auch irgendwie „Müll“.

– ein leicht zu umgehender Nachteil: Schade ist, dass es den Rasierhobel und die Klingen nicht oder nur selten in normalen Drogerien gibt. Ganz anders als die fünfzehn Systemrasierer mit 20 verschiedenen Ersatzklingen, die ein ganzes Regal füllen. Zu finden sind Rasierhobel natürlich online auf den Seiten der Hersteller, eBay Kleinanzeigen oder in Shops, die umweltfreundliche Ware verkaufen (z.B. Waschbär). Münchner werden zum Beispiel im OHNE, der Plastikfreien Zone und bei Manufactum fündig.

Wie wird der Rasierhobel richtig verwendet?

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Der Hobel besteht aus dem Griff und einem Kopf mit Gewinde, bestehend aus Klingenhalter, -Abdeckung und Klinge. Es gibt auch andere Modelle, beispielsweise mit einem Klappmechanismus. Die neue aber auch die alte Klinge ist scharf, ich appelliere an dieser Stelle also an den gesunden Menschenverstand beim wechseln der Klinge. Nicht mit nassen oder frisch eingecremten Händen aufdrehen, Rasierer vorher trocknen lassen. Der Rasiererkopf wird aufgeschraubt und die Abdeckung vom Halter genommen. Die dazwischen liegende Klinge kann an den kurzen Seiten angefasst und herausgenommen werden. Einige Hersteller haben auf der Unterseite der Hülle der neuen Klingen ein Fach, in das die alten Klingen geschoben werden können. Den Rasierer anschließend wieder vorsichtig schließen.

Die Rasur selbst ist eigentlich selbsterklärend. Anders als bei Systemrasierern, die in den Köpfen oft wasserlösliche Gleitgels haben, hat der Hobel keine Gleithilfe. Darum ist es wichtig, dass das Metall auf dem Schaum der Dusch- oder Rasierseife gleitet. Im richtigen Winkel und mit wenig Druck wird der Rasierhobel geführt und – wenn nötig – immer wieder kurz mit Wasser ausgespült. Rasierte Haut anschließend eincremen. Für Männer kann ich leider keinen Erfahrungsbericht geben aber Google hilft euch für Rasierseife, -pinsel, antibakterielles Rasierwasser, Tipps und Tricks usw. bestimmt weiter.

Update (vielen Dank fürs Nachfragen, liebe Leserin):

Selbstverständlich ist der Rasierhobel auch für die Intimrasur geeignet. Viele Frauen vertragen im Intimbereich die Gleitgelkissen von Systemrasieren nicht, wegen chemischen Düften, dem Gleitgel oder dem ph-Wert. Das fällt beim Rasierhobel weg und ist somit viel besser für sensible Haut. Allerdings brauchst du beim Rasierhobel, um ein Gleitmittel auf der Haut zu haben, Seife. Muss keine extra Rasierseife sein. Achte im Intimbereich (wie immer) also auf eine Seife, die einen neutralen ph-Wert und keine Duftstoffe hat, eine normale Intimseife halt 😄.

Dass der Rasierhobel nur eine Klinge hat, erfordert grundsätzlich etwas mehr Aufmerksamkeit. Im Intimbereich musst du an manchen kniffligen Stellen die Haut etwas spannen und glatt streichen, aber das ist mit Systemrasieren ja nicht anders.

Nur eine Klinge bedeutet weniger Hautreizung, also auch nicht schlecht im Intimbereich. Da die Klinge sehr scharf und dauerhafter ist, ist die Rasur sehr gründlich.

Nach der Rasur empfiehlt sich, wie an den Beinen beispielsweise auch, das Eincremen. Wähle auch hier ein Produkt, das für den Intimbereich geeignet ist.
Wichtig: Den Rasierhobel egal wo am Körper nie seitlich ziehen, sondern immer nur entgegen der Haarwuchsrichtung. Seitlich ziehen wäre wie bei einem Messer in Klingenrichtung und da kann man sich schneiden.

rasierhobel

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3 Gedanken zu „Rasierhobel statt Systemrasierer 

  1. Jörg sagt:

    Sehr schöner Bericht von dir – finde ich gut, wenn der Rasierhobel auch den Weg in die Damenwelt findet.
    Nun, er rasiert nicht nur angeblich die Barthaare besser weg – er tut’s tatsächlich. Aber bitte vermeiden gegen die Wuchsrichtung zu rasieren, das gibt eingewachsene Haare und Rasurbrand wenn es schlecht läuft. Zur Seife möchte ich nur sagen – nimm lieber eine Rasierseife auf Naturbasis – macht die Rasur bei dickeren Haaren angenehmer. Ich rasiere mich seit 30 Jahren mit Hobel und Messer – es gibt für mich nichts besseres.

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