Nachhaltige Alternative zu Tampons: Die Menstruationstasse

Ein Artikel für Menschen, die menstruieren, und für die, die mehr darüber wissen wollen. Also eigentlich für jeden. 😊

Die Regelblutung ist natürlich. Auch wenn es nicht immer leicht und schmerzfrei ist seine Tage zu haben, es ist nie eklig, dreckig oder irgendetwas, weswegen du dich schämen müsstest. Niemals. Dein Uterus ist genauso fantastisch und toll wie alles an dir. Sei nie beschämt und hasse nie deinen Körper dafür. Ich wünschte viel mehr Mädels und Frauen würden sich darüber bewusst sein, wie wertvoll und wie kraftvoll der Bereich ist, der Leben schenkt. Liebe und Wertschätze deine Weiblichkeit.

Was ist eine Menstruationstasse?

Eine Menstruationstasse ist ein kleiner Silikon-Kelch, der zum Auffangen des Menstruationssekrets in die Scheide eingeführt wird. Sie besteht meistens aus Silikon, das auch für medizinische Zwecke verwendet wird. Es gibt sie von mehreren Herstellern in verschiedenen Größen.

Wie funktioniert eine Menstruationstasse?

Die eingeführte Menstruationstasse fängt durch ihre Kelchform das Menstruationssekret auf. Anders als herkömmliche Tampons und Binden, die es aufsagen und anschließend entsorgt werden müssen, wird die Menstruationstasse entnommen, geleert, ausgespült und wieder eingesetzt.

Welche Größe brauche ich?

Zur Auswahl stehen meist S und M. S fängt meist bis zu 25ml auf, M bis zu 50ml.
Die richtige Größe ist immer eine individuelle Entscheidung. Kein Körper gleicht glücklicher Weise dem anderen und so ist es auch mit unserem Gebärmutterhals. Auch die Stärke der Regelblutung kann die Entscheidung beeinflussen. Für junge Frauen mit leichter Regel empfiehlt sich eher S, M für Mütter und Frauen mit stärkerer Blutung. Die Körpergröße ist nicht entscheidend, vielmehr die länge des Gebärmutterhalses. Wer eine starke Blutung hat und einen kurzen Gebärmutterhals, der würde aus Komfortgründen zu S greifen. Wie bei Tampons eigentlich auch.
Ich trage S und habe den Silikonstängel am unteren Ende meiner Tasse um die Hälfte gekürzt.

Was sind die Vorteile von Menstruationstassen?

Hier kommen wir weg von der Definition und hin zu meiner Meinung:

sie ist umweltfreundlich und nachhaltig:

  • Die Menstruationstasse ist etwa zehn Jahre lang wiederverwendbar, sodass der durch Tampons und Binden entstehende Müll vermieden wird.
  • Es fallen damit auch der Müll und die Chemikalien bei der Herstellung der herkömmlichen Monatshygieneprodukten weg, nicht zu vergessen der hohe Ressourcenverbrauch.

sie ist gesund:

  • Das trockene Gefühl, das Tampons verursachen können, gibt es mit der Menstruationstasse nicht, da die Regelblutung aufgefangen statt aufgesogen wird.
  • Die Menstruationstasse kann immer eingeführt und entnommen werden. Tampons, die nicht richtig reinrutschen oder rausgezogen werden können, kleben sich an die Schleimhäute fest, die innerhalb einer Woche durch die tägliche Verwendung von Tampons stark ausgetrocknet und Wund sein können.
  • Es bleiben keine Textilfasern in der Scheide zurück.
  • Sie ist ohne Bleichmittel oder Parfüme, die Scheideninfektionen oder allergische Reaktionen verursachen können.
  • Nach jedem Entnehmen, wird die Menstruationstasse am Besten mit einer silikonfreien Intimseife, die den geeigneten ph-Wert von 5,5 hat, eingeschäumt und abgespült.
  • Am Ende der Periode wird die Menstruationstasse zusätzlich für 10 Minuten in heißem Wasser ausgekocht.

sie spart Kosten und Zeit:

  • Durch die Wiederverwendbarkeit, ist eine Menstruationstasse eine günstige Alternative zu den üblichen teuren Wegwerfprodukten. Die Ausgaben für eine Menstruationstasse rechnet sich je nach Stärke der Regelblutung und somit höhe der Anschaffungskosten der Hygieneartikel bereits nach kurzer Zeit.

sie vermeidet Pannen und macht dich unabhängig:

  • Kein Bändchen, dass aus dem Höschen hängt.
  • Keine Binde, die nicht richtig am Schlüpper klebt und verrutscht.
  • Kein versehentliches dran Ziehen durch ein heraushängendes Rückholbändchen.
  • Kein unangenehmes Querrutschen im Schlaf oder beim Sport. In jeder Position sitzt die Menstruationstasse an der Position, wie du sie eingesetzt hast. Durch den entstehenden Unterdruck in der Tasse, kann sie weder tiefer hinein noch wieder raus rutschen. Yoga, Kopfstand, Schwimmen, weiße, seidene Laken – alles kein Problem.
  • Keine Pannen, weil kein Tampon mehr im Haus ist. Keine Panik, wenn der Vorrat in der Handtasche unerwartet leer ist. Keine unangenehmen Fragen an fremde Frauen, ob sie vielleicht ein Tampon für dich hätten. Du hast deine Tage, du führst die Menstruationstasse ein und egal wo du hingehst, du hast den „Nachschub“ immer in der richtigen „Tasche“ dabei.
  • Kein auf die Uhr sehen zum rechtzeitigen Wechseln des Tampons. Die Menstruationstasse kannst du den ganzen Tag drin behalten. Anders als mit Tampons, die nach zwei bis drei Stunden ausgetauscht werden sollten, egal ob vollgesogen oder nicht. Die Menstruationstasse fängt außerdem viel mehr Regelblut auf als ein Tampon aufsaugen kann, je nach Modell bis zu 50/60 ml.
  • Kein Wechseln auf öffentlichen Toiletten nötig. Morgens führst du die Menstruationstasse ein, verbringst den Tag im Einklang mit ihr, kommst nach Hause, kannst dir die Hände mit Seife waschen und an sauberen Handtüchern abtrocknen, die Tasse entnehmen, ausleeren, ausspülen und sauber wieder einführen. Am nächsten Morgen geht’s von vorne los.

Was sind die Nachteile von Menstruationstassen? Und wieso es keine echten Nachteile sind:

  • Manche Menstruationstassen sind, je nach Hersteller, aus Latex oder Kunststoff, der zu allergischen Reaktionen führen kann. Also lieber vorher genauer hinsehen.
  • Zu Beginn kann das Einführen ungewohnt sein, da die Tasse zusammengefaltet eingeführt wird. Das funktionierte bei mir auf Anhieb problemlos.
  • Falls der Stängel für die länge deines Gebärmutterhalses zu lang ist, kannst du ihn problemlos kürzen oder gänzlich abschneiden. Aber: Komme niemals mit der Schere deiner Scheide nahe und komm bloß nicht auf die Idee das herausstehende Stück während des Tragens abzuschnippeln.
  • Wenn die Menstruationstasse nicht richtig sitzt, kann auch mal was klecksen und die Regelblutung daneben gehen. Das Problem liegt dann wieder beim Einführen selbst und nicht an der Menstruationstasse. Wichtig ist, dass die gefaltete Menstruationstasse ganz auf ploppt, was tatsächlich manchmal „plopp“ macht :-). Erst wenn der Ring oben offen ist und die Tasse sich unten zwischen deinen Fingern rund anfühlt, dann entsteht der nötige Unterdruck und sie sitzt auslaufsicher drin. Die kleinen Löchlein oben am Ring und unten am Stängel sind zum Ausgleich des Unterdrucks da. Sonst würde die Menstruationstasse sich in dir festsaugen und du würdest sie nicht entnehmen können. Hier läuft aber nichts aus.
  • Auch das Herausnehmen ist nicht immer auf Anhieb leicht. Vor allem das erste Mal, kann ich das Unbehagen nachvollziehen: Wie viel Blut ist da wohl drin? Läuft mir gleich die Soße über die Finger? Riecht es vielleicht unangenehm – jede Frau kennt ja den Geruch von gebrauchten Tampons in öffentlichen Toiletten?
    Aber keine Bange: je nach Größe fängt die Menstruationstasse etwa 25ml (S) bis 50ml (M) Menstruationssekret auf. Das muss man erstmal voll bluten. Zum Herausnehmen wird die Tasse am besten im Sitzen über der Toilette unten zwischen zwei Fingern leicht zusammengedrückt, sodass der Unterdruck weggeht, und dann wird die Tasse einfach langsam herausgezogen. Auch leicht zusammengedrückt, steigt der Inhalt eigentlich nicht über das Maximum. Einmal entnommen, wird die Menstruationstasse einfach umgedreht und in die Toilette ausgeleert. Da geht nix auf die Finger. Und ein starker Blutgeruch wird dir auch nicht in die Nase strömen. Da es kein geronnenes und getrocknetes Blut, wie in einem Tampon oder einer Binde ist, sondern flüssiges Sekret, ist das wie bei beispielsweise einer Schnittwunde geruchslos.
  • Bei manchen Frauen verfärbt sich die Menstruationstasse. Das hat nichts mit vernachlässigter Hygiene oder sowas zu tun, sondern ist hormonell- und materialbedingt. Kein Grund sich hierfür zu schämen.
  • Die Menstruationstasse kann wie beim Wechseln von Tampons natürlich mal in die Toilette plumpsen. Der Tampon wäre ruiniert, die Menstruationstasse nicht. Heraus fischen, wie sonst auch mit der Seife abspülen und wieder einführen. Falls du Bedenken hast, dass das nicht ausreicht, kannst du die Menstruationstasse wie am Ende deiner Periode auskochen. Wenn das auf einer öffentlichen Toilette passiert, wo ich allerdings noch nie Ausleeren musste, dann ist das natürlich der einzige echte Nachteil, den ich mir ausdenken kann. Aber mei, huift nix, Hose hoch, raus ans Waschbecken, Menstruationstasse wie sonst auch ausspülen und wieder rein in die Kabine.

Wie führt man die Menstruationstasse ein?

Die saubere Tasse wird zusammengefaltet. Der oben offene Kelch wird zusammen gedrückt und dann wie ein C gekrümmt. Diese „Tulpe“ wird dann in die Scheide eingeführt. Sei nicht angespannt oder verkrampft, lass deine Beckenbodenmuskulatur locker. Je tiefer die Menstruationstasse eingeführt wird, desto weniger Druck ist durch die Finger auf den Kelch, sodass die „Tulpe“ aufgeht. Wenn sie ganz drin ist und der Silikonstängel unten nicht mehr heraus steht, sollte sie aufploppen. Das klappt nicht immer mit einem hörbaren Plopp. Schade, denn ich finde das immer ziemlich witzig 😀

Wann nachgeholfen werden sollte: Wenn der Ring oben nicht ganz offen ist, kannst du die Menstruationstasse wieder ein kleines Stück zurück ziehen, was die Position des Kelches verändert und er dadurch meist aufgeht.
Wenn der Ring auf geht, der Kelch aber zusammengedrückt bleibt, dann besteht zwar der eigentlich nötige Unterdruck, allerdings kann der Kelch weniger auffangen. Es hilft die Menstruationstasse oberhalb des Stängels mit zwei Fingern zu kneifen und den Unterdruck damit zu verändern. So bekommt man sie auch leichter wieder raus, falls sie mal nicht kooperiert.

Und wenn es mal gar nicht klappt: rausziehen und nochmal von vorn.

Wie reinige ich meine Menstruationstasse?

Während der Periode nehme ich den Cup morgens unter der Dusche raus, leere ihn aus, reinige ihn erst mit kaltem und dann mit warmen Wasser und führe ihn wieder ein.

Vor dem Schlafen gehen nehme ich den Cup raus, reinige ihn mit kaltem, dann mit warmen Wasser und führe ihn wieder ein.

Wenn die Tage schwächer werden, lasse ich ihn nachts weg und führe ihn erst am Morgen darauf in der Dusche wieder ein.

Am Ende der Woche desinfiziere ich meine Menstruationstasse. Hierfür koche ich Wasser mit einem Schuss Apfelessig in einem kleinen Topf auf und gebe die Tasse dazu. Fünf Minuten lasse ich das Wasser nun blubbern. Achte darauf, dass der Cup den Boden des Topfes nicht berührt und dass nicht zu viel Wasser verdampft, da der Cup in beiden Fällen sonst schmelzen könnte. Anschließend lässt du den Cup abkühlen und reinigst falls nötig die kleinen Löcher oben und unten mit einer hierfür reservierten Zahnbürste.

Nach einiger Zeit kann die Menstruationstasse Verfärbungen bekommen. Das ist normal! Diese kannst du nach dem Auskochen mit Salz reinigen, mehr dazu hier.

Welche Menstruationstasse empfiehlst du und wo kaufe ich eine?

Ich kenne nur die von Ruby Cup. Andere hatte ich weder in der Hand noch in der Vagina. Ich will hier nicht explizit diese Marke anpreisen, doch falls sie euch interessiert, könnt ihr auf deren Homepage weite Infos lesen.

Hatte meine Menstruationstasse damals mit einer Freundin im „Schwesternpaket“ bestellt. In München gibt es sie auch beim OHNE, wo man die Größen als Ansichtsexemplare mal in die Hand nehmen darf. Bestimmt haben andere verpackungsfreie Läden sowas auch im Angebot. Selbst bei DM habe ich welche gesehen.

Ich verwende Größe S, habe den Stängel gekürzt und bin damit überglücklich. Die Menstruationstasse spüre ich garnicht, sie ist flexibel und bewegt sich auch beim Sport sehr angenehm mit.

Meine Regelschmerzen, ich bin eh eine der glücklichen, die nur am ersten Tag leichte Krämpfe und Kopfschmerzen hat, sind deutlich zurückgegangen. Die Unterleibskrämpfe sind wesentlich schwächer. Am Kopfweh hat die Menstruationstasse nichts verändert, leider, leider. Dennoch entlastet sie meinen Kopf, da ich nicht mehr an das Wechseln denken muss. Ich vergesse sogar, dass ich meine Tage habe. Tampons habe ich immer gespürt, auch wann es Zeit war zu Wechseln. Gegen Ende der Periode waren Tampons auf der trockenen Schleimhaut keine unerträgliche Qual, es war halt einfach so, aber seit ich die Menstruationstasse verwende, ist es der Himmel auf Erden. Und das sage ich immerhin zur blödsten Woche des Monats. Sobald die Periode vorbei ist, bin ich für alles topfit und brauche keine Regenerationszeit, wenn ihr Ladies versteht was ich meine. 😉

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